Bewerbung Landesgartenschau 2027
Handlungsempfehlung der
AG "Zukunft der Feuerwehr in
der Stadt Schotten"
Dachmaterial und Farbe |
Die seit dem Ende des 19. Jahrhunderts gebräuchlichen Tonziegel werden als Doppelmuldenfalz, als S-Pfanne oder als Reformpfanne eingesetzt. An manch älteren Gebäuden wie Mühlen und Hofanlagen, sowie auf den steilen Dächer der Nachkriegsbauten finden wir im Schottener Raum auch Biberschwänze. Die seit den 60er Jahren einsetzende Deckung mit Betonziegel und Wellplatten bei dörflichen Gebäuden erzeugten fahle, einheitliche Flächen, die es zu vermeiden gilt. Die überwiegende Farbe der Dachziegel in Schötter Dörfern ist rot oder rotbraun. In Dorfbereichen der vorletzten Jahrhundertwende, wo große Brände wüteten tauchen auch schwarze oder anthrazitfarbene Ziegel auf. |
Dachlandschaft in Betzenrod |
Für die Haupthäuser werden naturrote oder matte Einfachengoben empfohlen, Edelengoben oder glasierte Ziegel sind nicht erlaubt. Für untergeordnete flachere Dächer, Nebengebäude und Ställe können im Ausnahmefall auch Betonziegel, Stahl-, Zinkbleche, Bitumenschindel oder Flachdachfolien verwendet werden. Im Einzelfall können besondere Gebäude oder Gebäudeteile auch geschiefert werden. Alumaterial, Kunststoffplatten oder ähnliches sind als Dachdeckungsmaterial ausgeschlossen. |
Dachüberstände |
Dünne Traufen und schmale Ortgänge sind im Vogelsberg seit alters her üblich. Bei den eher horizontal auftretenden Stürmen und Regenschauer hätte ein Dachüberstand auch wenig genützt. Man baute materialsparend und sorgte dafür, dass Pfetten und Sparren in der geschützten Konstruktion blieben. Die dünnen Dachkanten verstärken im Zusammenhang mit kleinteiligen Ziegeln den Schuppenpanzereffekt des Daches und betonen die ursprüngliche Kubatur, hingegen haben die um 1900 errichtete Bauten meistens auskragende Pfettenköpfe mit Bügen und Ornamentik, sowie Flugsparren. Auch in den heutigen Veränderungen der Dachlandschaften werden die großen Pfetten sichtbar gemacht und mit Flugsparren versehen. |
Deutliches Absetzen der Kubaturen, kleine Dachüberstände |
Haus im Heimatschutzstil in Schotten |
Die Breite der Ortgänge sollte 25 cm(ein Ortgangbrett) nicht überschreiten, für Traufen gilt das doppelte Maß (50 cm). Auskragende Pfetten mit Flugsparren sind nur dann erlaubt, wenn sie ein Kennzeichen der Architektur in der Zeit von 1880-1940 waren (Schweizer Stil, Jugendstil, Heimatschutzstil). Eingespeiste Ortgangziegel sind nur im Zusammenhang mit Brandwänden oder Giebelwänden der 50er Jahre-Häuser üblich. Bei den Traufen sind Gesimskästen möglichst zu vermeiden, eher sollen die Traufüberstände mit einer sichtbaren Rauhspundschalung auf den Sparrenendungen abgedeckt werden. |
Dachaufbauten und Kamine |
Die klaren Dachflächen der überlieferten Bauten sind selten durch Gaupen gestört. Erst in den 50er Jahren kamen verstärkt Ladeluken auf die Dächer, um die Strohballen einzufahren. Im Zuge der ersten Ausbauphasen der ehemaligen Bauernhäuser in den 80er Jahren wurden verschiedenste Schlepp- und Giebelgaupen auf die Dachflächen aufgesetzt. 50er Jahre-Häuser hatten meist schon von Beginn an mittige lange Schleppdachgaupen, die den Wohnraum im Dachgeschoss gut belichteten. Kamine waren früher immer mit Backsteinen gemauert, mit einer gemauerten Ringverstärkung als Abschluss. Seit es die Fertigteile gibt, werden die Kamine entweder verputzt, verklinkert oder mit (Kunst)schiefer verkleidet, seltener sind Blechverkleidungen. |
5 c Sockel |
Holzbauten benötigen einen Sockel aus Steinen, damit aufsteigende Feuchtigkeit, sowie die Wettereinflüsse von der Wandkonstruktion fern gehalten werden. Gerade in dem hügeligen Bereich, in dem sich die meisten Schötter Dörfer befinden, werden die Natursteinsockel zu prägenden Bauteilen. Erstaunlicherweise gibt es auch sehr viele Nebengebäude mit Natursteinmauern, die für das einprägsame Ortsbild der Schötter Dörfer eine große Rolle spielen. Im Vogelsberg zeigt sich hier die harmonische Verbindung der gebauten Welt mit ihrem Untergrund, dem Vulkangebirge. In der überwiegenden Anzahl sind diese bei historischen Bauten mit Basaltsteinen – gelesen oder behauen – gemauert. Als Eckpilaster sind meist Sandsteine oder Basalttuffsteine verwendet, die sich gut bearbeiten ließen. Öffnungen sind mit einem Backsteinziegel- oder Sandsteinsturz überspannt. In der heutigen Zeit sind viele Natursteinsockel verputzt oder verklinkert, oft zeigen sich gerade hier enorme Frostschäden. |
Nebengebäude in Burkhards |
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5 d Fassaden |
Die Schötter Dörfer im haben ein unterschiedliches Erscheinungsbild. Vorherrschend bei den Wohnhäusern ist das sichtbare Fachwerk, das in den eng bebauten Ortskernen meist auch zur Wetterseite hin offen ist. Dabei sind die ursprünglichen Fachwerk-Wände der Ställe schon längst durch Backstein- oder Basaltseinfassaden ersetzt. Die leicht variierenden Ordnungen der Fachwerke mit Schwellen, Ständer, Riegel, Rähm und Strebe schafft eine stille Verwandtschaft zwischen den Häusern, die für den positiven Dorfeindruck von entscheidender Bedeutung ist. In einigen westlichen Dörfern wie Einartshausen und Eichelsachen gibt es auch Kratzputzornamentik. Fast alle späteren Aus- und Anbauten nach dem Krieg sind in Massivbauweise ausgeführt, was den Gesamteindruck erheblich schmälert. Ebenso sind auch die der Wetterseite zugewandten Fassaden in erheblichem Maße verändert worden – durch die Einführung von Eternit-Wellplatten oder Bitumenplatten-Verschalungen sowie durch das großzügige Verändern von Öffnungen. |
Altes Mühlengebäude in Breungeshain |
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In den Bereichen der Wetterauer Dörfer ist auch eine Naturschiefer-Verkleidung üblich. Auszuschließen sind alle metallischen oder künstliche Fassadenplatten, sowie Eternitplatten. |
5 e Fenster und Türen |
Fenster |
Die Holzfenster in den traditionellen Bauernhäusern sind in die Fachwerkstruktur eingefügt und oft zu Pärchen oder Gruppen zusammengefasst. Die Proportionen bewegen sich im Verhältnis 1= 1,2 bis 1= 1,5. Die Breiten schwanken dabei zwischen 70 cm und 90 cm und die Fensteraufteilung ist symmetrisch als Fensterkreuz oder als T-Sprosse. An der Übergangszone zwischen Fenster und Hauswand werden eine Windleiste, sowie ein Futterdeckbrett von ca. 6-8 cm Breite angebracht: es entsteht ein einfacher Rahmen, der das Fenster in der Fläche plastisch betont. Die kleinteilige und proportionierte Anordnung ist auch an den verschalten Seiten durchgehalten, am oberen Rand werden die Schindeln etwas vorgewölbt, sodass das Fenster geschützt ist. |
Fensterpaar in Betzenrod |
Im Zuge der Umbauten der letzten 50 Jahre wurde die wichtige Rolle der Fenstergestaltung mit Füßen getreten und alle möglichen Formate in die Fachwerkstrukturen rein gebrochen. |
Übliche Fensterformate in Schotten |
Bei Fenstern in Massivfassaden gelten die gleichen Forderungen der Maßstäblichkeit. Um die Fenster herum sind farblich abgesetzte Faschen auszubilden, nebeneinander liegende können zusammengefasst werden. PVC-Fenster sind erlaubt – aber ohne Dekorfolien und Sprossen in Aspik. Als Fensterbänke kommen neben den Zinkbänken auch Alu- oder Steinbänke in Betracht. |
5 d Fassaden |
Türen |
Die Lage der Haupteingänge war bei den Bauernhäusern immer an der Traufe im zweiten Bund. Die Türen aus Hart- oder Weichholz waren ähnlich unterteilt wie die Fachwerkbilder in Brüstungszone, Hals- oder Kopfzone und festes Oberlicht. Meist waren sie – besonders bei reichen Bauern ornamentiert. Die Lage betraf die Orientierung und die ganze Gliederung des Gebäudes, das sich um den Eingang herum natürlich entfalten konnte. |
Tür aus dem 19.Jh. in Betzenrod |
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