Gemeinsam für Wald der Zukunft
Eine Wiederaufforstung mit Sponsorenhilfe: Im Schottener Stadtteil Götzen wird dies umgesetzt. Partner ist die Firma Climate Partner (München), die die Verbindung zu potenziell interessierten Unternehmen herstellt, die sich als Sponsoren an den verschiedenen Aufforstungsmaßnahmen beteiligen. Sie engagieren sich so auch in Sachen Nachhaltigkeit und Schutz der heimischen Wälder, die viel Kohlendioxid speichern, Sauerstoff produzieren und ein Erholungsort für die Menschen sowie ein wichtiger Holzlieferant sind. »Die Unterstützung durch die Firmen ist im Gegensatz zur staatlichen Förderung ein unkomplizierter Weg, den Kommunen unter die Arme zu greifen«, sagt Philipp Reitschky, der Geschäftsführer der Forstwirtschaftlichen Vereinigung, die sich auch um die Holzvermarktung der Kommunen kümmert. In den vergangenen drei Jahren habe die Gesellschaft über 100 000 Pflanzen dank des Sponsorings zahlreicher Unternehmen zur Verfügung stellen können.
Damit sei den Städten und Gemeinden Schotten, Ulrichstein, Lautertal, Herbstein und Grebenhain Kosten von insgesamt rund 300 000 € erspart geblieben. Darin eingeschlossen seien die Aufwendungen für die Pflanzen, die Pflanzaktionen und notwendige Schutzmaßnahmen. Frank Fraunhofer, Projektleiter bei Climate Partner, betonte die Notwendigkeit, mit Maßnahmen, die von vielen Partnern gemeinsam getragen werden, gegen den Klimawandel vorzugehen.
Mitarbeiter auch aus Niederlande
Beim aktuellen Aufforstungsprojekt, einer 1,2 Hektar, etwa Fußballplatz großen Brachfläche in der Nähe des Segelflugplatzes oberhalb von Götzen, konnte der Projektleiter Mitarbeiter von rund zehn Unternehmen aus vielen Teilen Deutschlands und auch aus den Niederlanden begrüßen. Sie legten bei der Pflanzaktion selbst mit Hand an.
Malte Koch, der Leiter des Reviers Schotten, betonte, dass nach Möglichkeit bei der Gewinnung neuen Waldes auf die kostengünstige Naturverjüngung gesetzt wird. »Die ist auf der Fläche am Segelflugplatzgelände weitgehend ausgeblieben, da die Konkurrenzvegetation, insbesondere Haselnuss und Holunder, dies verhindert habe. Die jungen Triebe konnten sich nicht durchsetzen«, so der Förster. Daher müsse nach dem Hessischen Waldgesetz eine Pflanzung durchgeführt werden, um die Fläche wieder zu bewalden. Auf dem Schadensareal war 2020 der noch verbliebene Rest des früheren Fichtenbestandes gefällt worden. Die gesetzlich erlaubte Frist für das Brachliegen beträgt sechs Jahre. Zur besseren Bearbeitung bei der Aufforstung hatten zuvor Forstwirte des Forstamtes die Fläche gemulcht.
»Damit beseitigen wir auch Wachstumshürden für die jungen Pflanzen, und die Pflege gestaltet sich später einfacher«, erklärte Koch. Eingepflanzt wurden von den tatkräftigen Helfern - auch Bürgermeister Benjamin Göbl und Hauptabteilungsleiter Bernd Neumann reihten sich ein - ein Teil der vorgesehenen 1500 Spitzahornbäumchen und 1100 junge Lärchen. Forstwirtschaftsmeister Otto Hainz gab die Marschrichtung vor. »Wir pflanzen heute zehn Reihen mit jeweils zweieinhalb Meter Abstand zueinander«, gab er den Teilnehmern mit auf den Weg. Für den Spitzahorn sollten es innerhalb einer Reihe 1,50 Meter Abstand sein und bei der Lärche zwei Meter. »Das bedeutet eine Standfläche von 3,75 Meter beziehungsweise fünf Quadratmeter für jede Pflanze.«
Hohlspaten unverzichtbar
Unverzichtbares Arbeitsgerät bei Baumpflanzungen ist der Hohlspaten, der senkrecht mit Druck oder dem eigenen Körpergewicht in den Boden eingedrückt wird. In der entstehenden Vertiefung, die rund 20 Zentimeter in den Boden reicht, wird eine Pflanze mit der Wurzel eingeführt und anschließend die aufgefüllte Erde fest gedrückt. »Der Stil der Pflanze sollte gerade nach oben zeigen, damit sie später nicht schief wächst«, erläuterte Hainz. Nach einigen Anlaufschwierigkeiten arbeiteten sich die verschiedenen Pflanzpärchen sichtbar gut ein. Nach zwei Stunden konnten sie auch erahnen, was professionelle Pflanzkräfte in einem achtstündigen oder noch längeren Arbeitstag körperlich leisten. Damit die jungen Pflanzen nicht durch Wildverbiss ein schnelles Ende finden, ist die Aufforstungsfläche eingezäunt. Im kommenden Frühjahr lässt sich der Erfolg der Pflanzaktion schon bewerten, wie Hainz mitteilte.
An Feuchtigkeit zum guten Anwachsen mangelt es nicht. Lediglich starker Frost könnte den kleinen Spitzahorn- und Lärchenpflanzen zusetzen.
Info: Klimaangepasster Wald
Spitzahorn und Europäische Lärche haben ein schnelles Wachstum. Sie sind gut angepasst an Freiflächen mit hohem Lichteinfall. Der Spitzahorn verfügt über eine bessere Widerstandskraft gegenüber Umwelteinflüssen wie die Buche.
Auf der Wiederaufforstungsfläche am Segelflugplatz sollen sich durch Wind und Vogeleintrag weitere Baumarten wie Vogelkirsche, Esche, Eiche oder auch Fichte ansiedeln. Ziel ist der Aufbau eines klimangepassten Mischbestandes.
Text: Stefan Weil / Kreis-Anzeiger vom 29.11.2024